Bienenvreni on Tour… bei der Wr. Bienenfachtagung mit Thomas D.Seeley

Fluglochneuigkeiten Stock 17:

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Quelle:https://imkerschule-wien.at/event/wiener-bienen-fachtagung-2019/

War das vielleicht ein interessanter Tag für unsere Bienenvreni und unseren Bienensepperl… ausgeschwärmt sind die beiden… ins wunderschöne Wien… das Wiener Imkerzentrum lud am 5.10. zur Bienenfachtagung mit dem Verhaltensbiologen, Imker und Universitätsprofessor Thomas D. Seeley – das durften sich die beiden natürlich nicht entgehen lassen!!!

In Wien im Raiffeisen-Forum gelandet, zur Tagung eingecheckt und mit der Simultanübersetzungshardware ausgestattet, wurde mit einem herrlichen Frühstück der Tag begonnen. Die Tagung war ausverkauft und so war der Saal bereits gut gefüllt, als unsere beiden Bienenliebhaber die Plätze einnahmen… nach der obligatorischen Eröffnungsrede, ging es auch schon los, und unsere Bienenvreni war hellauf begeistert von diesem sehr charismatischen, angenehmen und interessanten amerikanischen Bienenprofessor…

 

3  Vorträge gliederten diesen Tag:

  • Wie findet ein Schwarm sein zukünftiges Zuhause? (über den Schwänzeltanz am Schwarm, Scoutbienen und Bienendiskussionen)
  • Die natürlichen Überlebensstrategien eines Volkes (eine Studie über wildlebende Bienenvölker in „The Arnot Forest“ und deren Umgang mit Varroa)
  • Das Bienenvolk als Honigfabrik (über den Schwänzeltanz, Schütteltanz und Zittertanz…)

 

Jeder war für sich sehr spannend… obwohl unserer Bienenvreni der erste wohl am besten gefallen hat: wie wir unser zukünftiges Zuhause finden

Als Grundlage für Seeleys Forschung dienten die Arbeiten von Karl v. Frisch und Martin Lindauer. Karl von Frisch (1886 – 1982), ein bedeutender Zoologe und Verhaltensforscher, beschäftigte sich vor allem mit den Sinneswahrnehmungen von uns Honigbienen und der Art und Weise wie wir uns untereinander verständigen. Die wichtigste Entdeckung Karls v. Frisch: unser Schwänzeltanz und seine Bedeutung.

Frischs Schüler – Martin Lindauer (1918 – 2008)- wiederum entdeckte, dass wir mit dem Schwänzeltanz nicht nur die Futterquelle anzeigen, sondern auch eventuell die Entdeckung einer neuen Behausung. Lindauer entdeckte dies, als er zufällig einen Schwarm beobachtete, wo wir Bienleins auf der Schwarmoberfläche Schwänzeltänze ausführten. Dabei bemerkte er, dass wir Bienleins verschmutzt waren und stellte sich die Frage: WARUM???

(kurzer Input: das waren unsere Bienenvorfahren im zerbombten München des Jahres 1945…) – diese Bienleins verfolgte Lindauer und entdeckte, das sie im Schutt eine neue Behausung suchten… deshalb waren die tanzenden Bienleins also verschmutzt und verwiesen somit NICHT auf eine Futterquelle, sondern auf eine neue Unterkunft. Das war für Lindauer der Start für seine 5-jährige Forschungsarbeit: er entdeckte also, dass wir auf dem Schwarm tanzen, um eine „Umfrage“ zu starten, bezüglich einer neuen Behausung. Nachdem jedoch mehrere Bienen auf der Schwarmoberfläche tanzen, wollte Lindauer herausfinden, wie wir zur Entscheidungsfindung kommen – bei dieser Fragestellung kam er jedoch nicht weiter.

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Und genau diese Fragestellung Lindauers griff in den 1990er Jahren Thomas D. Seeley auf.

Thomas D. Seeley – Bienendemokratie

Dafür wurde für einen Versuch mit Videoanalyse ein Schwarm mit 4000 einzeln gekennzeichneten Bienen erstellt, eine Schwarmvorrichtung gebaut um alle Tänze aufzuzeichnen und unterschiedliche Versuchskisten (Anzahl > 100) positioniert: binnen 2 Tagen wurden von uns Bienleins 11 Behausungen entdeckt, 149 „Scoutbienen“ waren unterwegs, die Tänze aufführten, und es wurde 16 Stunden „debattiert“, bis es zu einer Einigung kam, welche Behausung nun unsere neue werden sollte. Das Interessante an diesen Einigungen ist, dass es fast immer die BESTMÖGLICHSTE Behausung betrifft!!! (Auch dies wurde von Thomas D. Seeley mittels Versuchsanordnung auf einer Insel erforscht)

Er fand heraus, das wir Bienleins sehr wählerisch sind, wir unsere mögliche neue Behausung öfters begutachten, diese Begutachtung im Schnitt zwischen 30 – 45 min. dauert, wir danach zu unserem Schwarm zurückkehren und mittels Tanz über die Richtung, die Entfernung und die Qualität berichten.

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Wesentlich  für die zukünftigen Behausungen sind für uns anscheinend diese Kriterien:

  • Flugloch: klein, Höhe > 5m
  • Eingang: südseitig
  • Volumen: 30 – 50l (wir bevorzugen 40l vor 15l, aber auch 40l vor 100l)

was für uns anscheinend kein Kriterium ist: gutes Nahrungsangebot im Umfeld!!! Es gibt auch anscheinend eine weitere interne Regel: wir Spurbienen suchen nicht zu nahe an der alten Behausung, aber notfalls bis zu einer Entfernung von 5km, um für uns eine optimale Behausung zu finden…

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Okay… wir wissen nun also, das wir sehr wählerisch sind… aber, wie kommen wir nun zu einer Entscheidung für eine Behausung? Tanzen doch mehrere Bienen von uns für verschiedenste Behausungen…

also… unsere Scoutbienen besuchen nur 1 Standort… und wenn das für sie DER ultimative Standort ist, dann brennen sie für diesen und tanzen was das Zeugs hält – bei einer Traumbehausung bis zu 90 x bis sie erneut ausfliegen um sie nochmals zu erkunden… dann tanzen sie länger und intensiver als die anderen Bienleins und stecken somit mehr damit an… Scoutbienen, die einen schlechteren Standort gefunden haben, verlieren schneller das Interesse daran und tanzen weniger intensiv und manchmal gar nicht (so zeigte ein Versuch, das Bienen die von einer 15l Behausung zurückkamen erst gar nicht getanzt haben..)… wenn dann der Großteil für eine Behausung überzeugt wurde, geben die Spurbienen Signale ab, dass die Bienen abheben – die Spurbienen fliegen schnell und gerade durch die Traube, um somit die Richtung vorzugeben und zwar ganz oben, damit sie alle sehen können – und das wiederholt sich des Öfteren… bei der neuen Behausung wird dann von unseren Spurbienen ein chemischer Stoff abgegeben, damit wir wissen: wir sind am Ziel!

Thomas D. Seeley – Bienendemokratie

Wie ihr sehen könnt, haben wir eine genaue Vorstellung davon was für uns ein gutes Zuhause ausmacht . Und das wir wirklich meistens die bestmögliche Behausung wählen, dafür gab es eigene Versuchsreihen mit schlechten und mittelmäßigen Behausungsangeboten – auch da entschieden wir uns für die bestmögliche davon… Haben wir jedoch eine gute Behausung gefunden, postieren wir Wächterinnen, um Scoutbienen von anderen Schwärmen zu töten (wir wollen immerhin die tolle neue Behausung für uns haben ) – Seeley hat auch beobachtet, dass es so quasi eine magische Zahl gibt: 15… wenn 15 Scoutbienen vor dem Standort erscheinen, so wird diese gewählt.

Einmal wollte uns Seeley reinlegen und hat uns nur 2 supertolle Behausungen angeboten, um zu sehen was dann passiert… also normalerweise ertanzt sich meist ein Standort ein paar Stimmen mehr, aber da ist es sogar einmal vorgekommen, dass zum Aufbruch getrommelt wurde, der Schwarm abhob und sich splittete, weil jeder dachte sein Standort hat gewonnen… Resultat: unsere Queen hat sich wieder hingesetzt, so mussten wir nochmals alle zurück und das ganze ausdiskutieren .

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Interessante Geschichte oder? Im Endeffekt entscheiden die Scoutbienen, ca. 2-3% des Schwarmes, wohin die Reise geht… während wir anderen Bienen auf diese Entscheidung warten…

Du fragst dich, wie man zur Scoutbiene wird? DAS ist noch eine gute Frage, die auch der gute Thomas D. Seeley nicht ganz geklärt hat. Bis dato haben wir nur verraten, dass es sich um „erfahrene“ – sprich ältere Bienen handelt, und das die Gene, die für die Lernfähigkeit zuständig sind bei diesen Spurbienen aktiver ist…

 

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Ja… das war ein kurzer Einblick in EINEN Vortrag… wer genaueres wissen möchte, oder sich noch vertiefen möchte, dem sei noch das Buch von Thomas D. Seeley zu empfehlen: BIENENDEMOKRATIE – was Bienen kollektiv entscheiden und was wir davon lernen können

oder ein Link für solche, die weniger zu den Leseratten zählen, vielleicht jedoch in den kalten, bienenfreien Wintertagen in die sehr interessanten Vorträge der Bienenfachtagung reinhören wollen: www.bienenpodcast.at/bg049/

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